Kochen bei Starkwind.

Dramolette von Annette Leßmöllmann

Monat: Juli, 2003

Dienstag, 15. Juli 2003

(Hamburg) Kommentar des Tages: „Lass‘ uns mal über diesen Text sprechen. Also, der erste Absatz besteht ja aus einem einzigen Satz…. !“ (–> E. kritisiert einen Text von mir. Später setzt er noch drauf: Ja, der Thomas Mann, _der_konnte das!)

Wort der Woche: „Tomatobrot-o-mat“ (Gebilde aus Brötchen, Tomaten, Zwiebeln, Mayo und einer beliebigen Mischung weiterer Köstlichkeiten, zu essen auf dem Segelboot „Döntje“, und vielleicht gibt es demnächst auch mal ein Bild?)

Tat des Wochenendes: Vier entfesselte Insassen des Segelbootes „Döntje“ schmeißen alte Eier auf eine rote Tonne des Elbefahrwassers. Großer Spaß. E. hat den Radarreflektor getroffen; also wenn demnächst da ein paar Schiffe vom Kurs abkommen… das Ei war’s.

Mittwoch, 9. Juli 2003

(Hamburg) „Wir sind Helden“ heißt die Band, und „Judith Holofernes“ heißt die Sängerin. Dies ist ganz klar der beste Name, der derzeit herum läuft. Das ist so, also würde man „David Goliath“ oder „Kain Abel“ heißen; zwischen Vor- und Nachnamen besteht eine blutige Beziehung: David besiegt Goliath, Kain erschlägt Abel, Judith schlägt_Kopf_ab_dem Holofernes. Sehr schön.

Man könnte auch weniger blutige Verknüpfungen finden, z.B. „verschluckt_sich_an“, das gäbe dann die schönen Namen Bush Prezel oder Friedman Koks. Nun ja. Apropos Friedman, die Causa lässt mich kalt. Eitler Aufstieg, eitler Abgang, das passt alles prima zusammen. Der Großinquisitor stolpert über seine eigene Moral – das ist ein klassisches Thema. Ebenso Möllemann: Leben wie eine Diva, sterben wie eine Diva. Die Geschichte des Machers aus Westfalen, der in dem Moment die Reißleine zieht (oder eben nicht), in dem fremde Mächte (Untersuchungsbehörden zum Beispiel) ihm das Steuerrad für sein eigenes Leben aus der Hand zu nehmen drohen. Lauter Helden, halt. Machen das Leben bunt. Braucht man nicht mehr in der Antike runzuwühlen und nach gekränkten Mädchen fahnden, die abgeschlagene tropfende Köpfe in die Luft halten. Haben wir alles hier und heute. Und die Geköpften halten ihren Kopf sogar noch selbst ins Bild.